Urlaub und Gleitschirmfliegen im Land ohne Berge.

Unser Urlaub steht an und somit auch wieder die Frage: Wo fahren wir denn hin? Mittlerweile sind die langfristigen Wettervorhersagen relativ gut, so dass schnell klar ist, wo es nicht hingeht:
Da wo das Wetter schlechte Laune hat.

In diesem Jahr war die Entscheidung aber besonders schwer. Die geliebten Berge winkten schon so sehr und ich war mir sicher, es geht in Richtung Frankreich, nach Annecy... Doch letztendlich fiel die Entscheidung auf ein Land ohne Berge: Dänemark
Also... Wohnwagen angehängt, eingekauft und Kofferraum  mit allen möglichen "Beschäftigungsutensilien" vollgepackt. Ich war ja gut informiert und mir war bewusst, dass es dort vom Wetter her auch sehr ungemütlich und wenig fliegbar werden konnte. Lange Strandmärsche sind nicht so mein Fall... ;) Endlich sollte auch mal mein  "Dünenschirm" zum Einsatz kommen.
Ab auf die Autobahn.... Witzig, im Auto lief dann auch noch zufällig von Kraftwerk ein uraltes Lied: fahrn, fahrn, fahrn auf der Autobahn :) Endlos zogen sich die Kilometer ...
Am nächsten Morgen in Bad Bramstedt noch schnell meine beiden Schatzis eingepackt und dann ging es endlich in Flensburg über  die Grenze. Dünen....wir kommen!

Natürlich war es dann klar, wo es hingehen sollte. Ganz hoch in den Norden, bis kurz vor Skagen. In die Jammerbucht. Genauer gesagt: Strandcamping Lökken, Treffpunkt für viele Gleitschirmpiloten. Der Campingplatz ist eigentlich nur eine flache Wiese, ohne schattenspendende Bäume. Hier trifft sich die Welt. Wenn man sich die Autokennzeichen ansieht, kann man das auf jeden Fall glauben. Als wir dort ankamen, waren wir fast die einzigen Camper. Vielleicht 10 Wohnmobile standen verteilt auf dem Platz herum. So konnten wir uns einen schönen Platz, direkt hinter der Düne aussuchen. 50m gehen und wir waren auf der Düne und damit auch gleichzeitig auf dem Startplatz.

Die ersten beiden Tage begannen so, wie es der Wetterdienst vorhergesagt hat: Kühl und verdammt windig. Für mich war das schon ein ausgewachsener Sturm und unser Wohnwagen wurde entsprechend durchgeschüttelt. Dann wurde es ruhig und ich baute das Vorzelt auf. Ein fataler Irrtum, wie es sich dann herausstellte. Der Sturm kam am Abend wieder zurück. Mir kam es so vor, als wenn er das extra gemacht hätte um sich  über mich schlapp zu lachen. Nach jeder Sturmboe sah ich nach, ob unser Vorzelt noch stand.

Aber dann war der Sturm vorbei und Dänemark zeigt sich von einer ganz anderen Seite. So ein blauer Himmel und bereits am frühen morgen der erste Schirm am Himmel... es war doch erst 8.00Uhr...
Jetzt schnell ein schönes Frühstück und dann Schirm geholt.
Kilometerlanger, weißer Sandstrand und die Dünen nur 5-20mtr hoch. In einiger (ca 7km) Entfernung zu sehen, das Wahrzeichen von Lönstrup: Die fast 80mtr hohe Wanderdüne mit ihrem Leuchtturm. Wie oft habe ich dieses Bild schon in den verschiedensten Fachzeitungen gesehen. Nun stehe ich am Strand und es ist wirklich fliegbar.

Ganz im Gegensatz zu Deutschland, darf hier am Strand gestartet werden. Wer oben auf der Düne starten möchte, sollte seinen Schirm super im Griff haben. 20-30km/h ist dort normal und es gibt viele Löcher, die durch den Strandhafer schlecht einzusehen sind. Also gehe ich erst mal tiefer und freue mich auf einen "Hubschrauberstart" vom Fuße der Düne. Schirm am Strand aufziehen, ein paar Meter die Düne hinaufgehen und losfliegen.... Yeah.... Airborn!
 "Zappeln" was das Zeug hält. Wingovern, Toplanden, bis weit über den Strand fliegen um dann an der Düne wieder von ganz unten hoch zu soaren. Ein riesiger Spielplatz mit unglaublichem Spaßpotential.
Ab und zu legt der Wind einen Zahn zu und man sollte das auch frühzeitig erkennen, bevor es einen sonst über die Dünenkante schubst. An vielen Stellen gibt es dort Buschrosen, die ungaublich dicht gewachsen sind und richtig fiese Dornen haben. Ein kleinerer Schirm kommt dann zum Einsatz, oder man geht erst mal zum Kaffee trinken und Pause machen. "Kantenkaspern" kann seeeehr anstregend sein. Manchmal schläft man auch einfach so ein....




Am Abend gibt es drei Dinge, die immer wieder faszinieren:


1.)  Der Treffpunkt auf der Düne. Die abendlichen Sonnenuntergänge sind spektakulär und an Faszination kaum zu überbieten. Die einen grillen, die andern bringen sich Wein mit. Es ist ein schönes Miteinander und genießen.


2.) Das Softeis mit Guf
Lökken liegt nur ca in 2km Entfernung und bietet mit seinen kleinen, aber feinen Fußgängerzone die Möglichkeit sich einmal etwas ins Gewühl zu stürzen. Jede Menge Restaurants und Eisdielen .....
Dieser Eis-Überzug "Guf"genannt, kann süchtig machen.

Mit dem Fahrrad kann man diese Entfernung in ein paar Minuten überwinden.


 3.) Fliegen bis es dunkel wird.
Und das ist echt lange. Bis weit nach 22Uhr ist ein Fliegen und "Kantenkaspern" möglich.



Der Flug zum Leuchtturm

Ein wirklich tolles Erlebnis ist dann der Flug in geringer Höhe über die Dünenkante bis hin zum Leuchtturm nach Lönstrup. Die ca 7km bis dorthin sind geflastern mit anderen Piloten, die an einer Stelle auch "Kantenkaspern" oder einem entgegenkommen. Man sollte die Vorflugregeln gut im Kopf haben und keine Angst vor zu engen Begegnungen. Es gilt: Wer im falschen Moment zu weit über den Strand fliegt, kraxelt die Düne wieder hoch..... Während ich dort geflogen bin, habe ich ein sehr kameradschaftliches miteinanderfliegen kennengelernt. Man sieht sofort, wer noch ungeübt und wer schon erfahrener ist. Entsprechend ist dann das Pilotenverhalten.
Den Flug bis hin zum Leuchtturm bekommt man auch nicht so einfach geschenkt. Es gibt mehrere Stellen, wo es fast bis zum Strand runtergeht und man sich in 1-2m über Grund mit ordentlicher Geschwindigkeit "durchmogeln" muss. Sollte man absitzen, ist es nicht weiter schlimm... man muß einfach nur die Düne wieder hochkraxeln. Es macht schon richtig Spaß, sich dann so langsam an der riesigen Sanddüne bis über den Leuchtturm hoch zu arbeiten. Hier gilt: Wer absitzt, muss seeeeehr weit laufen ;)







Also, wer einmal ein vollkommen anderes Flug-Urlaubsgefühl erleben möchte sollte sich mit den Fluggebieten in Dänemark beschäftigen. Aber nicht vergessen: Langfristprognose der Wettervorhersage checken. Sonst könnte es passieren, das man zig Kilometer wandern oder Fahrradfahren oder die kleinen Städchen besuchen muss..... 😆

Aber eines ist der pure Wahnsinn: Man schläft super entspannt und gaaanz tief und lange. Das habe ich schon lange nicht mehr so erlebt.



Zum Abschluss möchte ich mich bei dem Land ohne Berge ganz herzlich für die schöne Zeit bedanken. Der Wind hielt sich die meiste Zeit  in Grenzen und stand viele Tage perfekt aus west/ nordwestlicher Richtung auf die Düne, so dass ich mich entsprechend ausreichend austoben konnte.





Euer
"Kantenkasper"

               P e t  e r






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