Mein erster Streckenflug im Flachland

In Alpenrod wollten die Fun Gliders am Ostersonntag Schleppbetrieb machen und die Wetterprognosen sahen recht gut aus:
Wind aus Nordost bis Nord, um 10km/h, in Böen etwas stärker und der Wind in der Höhe zwischen 10 und 15 kn. Der DWD meldete kräftige Thermik und Thermikbeginn gegen 10:30 Uhr - mal sehen, ob das alles so auch im Gelände zutrifft, aber vielleicht verderben uns die gemeldeten Wolken für Alpenrod doch den Spaß.
Schleppgelände von oben

Aber schon auf dem Weg ins Gelände fielen uns die wunderschönen Wolkenstraßen auf, die sich anboten, mal einen längeren Flug zu wagen - sodenn man den Einstieg schafft.
Höhe Herschbach entdeckten wir dann auch schon den ersten Gleitschirmflieger unter der Wolkenstraße. Wir tippten auf Dominic....
Also hatten sich die Prognosen bewahrheitet, aber waren wir vielleicht schon zu spät? Es war ca. halb 12 als wir im Gelände ankamen und es fegten schon kräftige Böen durch das Gelände.
Na gut, also auspacken, fertigmachen und starten...ach nein, die Winde war leider durch einen Seilüberwurf kurzzeitig außer Gefecht gesetzt. Diesen zu beheben dauerte doch länger als befürchtet. Aber irgendwann ging es dann weiter. Aber was war das - auch beim nächsten Schlepp kam es wieder zum Seilüberwurf...warum nur?
Es kam zu einigen Witzen wie "Windenfahren über den Winter verlernt?", oder "Wartung nicht gemacht?" bis hin zu "Lasst uns nach Montabaur fahren" - aber natürlich meinte das keiner ernst und wir hofften, dass die Windenfahrer das Problem schnell beheben. Und das taten sie - die Winde stand wohl nicht ganz gerade und so kam es beim Einziehen des Seils immer wieder zu Schwierigkeiten. Winde gerade gestellt und es konnte weitergehen.

In der Zwischenzeit stellte sich raus, das es tatsächlich Dominic war, den wir gesehen hatten, er ist leider kurz darauf gelandet - schade. Mit ihm war Wolfgang unterwegs, der es aber leider nicht ganz so weit schaffte - sein Flug war in Dreifelden zuende.

Die Wolkenstraßen wurden inzwischen ganz schön breit - der Nachteil - es schattete ab, der Vorteil - die Böen waren nicht mehr so stark - was war nun besser und würde die Thermik noch reichen?
Als ich dann endlich starten konnte, war es halb zwei - die Piloten, die vor mir gestartet waren, standen ziemlich schnell wieder am Boden - hmm - würde ich es schaffen?
Der Schlepp war recht ungemütlich, da es doch noch kräftige Thermik gab - gar nicht so einfach, die Schläge auszugleichen. 
Ich konnte mit ca. 450m über Grund ausklinken - das war doch schon mal ein Anfang. Nach der Winde rechts rum und suchen - erst war es recht mühsam, aber dann hatte ich den Bart gefunden und konnte mich langsam nach oben arbeiten. Der Wind schob mich dabei Richtung Steinbruch (Stöffels Park) und dort ging es dann noch besser. In der Zwischenzeit war Carlos gestartet und ich hoffte, das er es auch schafft und wir vielleicht einen gemeinsamen Flug machen können. Wir hatten auf der Fahrt überlegt, ob wir nicht nach Montabaur zu Peter fliegen könnten und es schien möglich...
Nach einiger Zeit hatte er es dann geschafft und wir machten uns gemeinsam auf den Weg. Ich hatte irgendwann knapp 2000m erreicht :-O Und es ging im Geradeausflug immer noch nach oben. Die Wolke über uns war ziemlich groß und zog uns nach oben. Ab und an überholten uns die Segelflieger- zum Teil waren die recht knapp unter der Wolke, teilweise auch drin...Also flogen wir Richtung Rand der Wolke, damit wir nicht in der Wolke landeten. 
Segelflieger
Leider sorgte das dann dafür, das wir dabei stark an Höhe verloren und nichts mehr fanden, wo wir uns wieder hocharbeiten hätten können. Ich habe das Gelände studiert und versucht, dass anzuwenden, was ich in der Theorie mal gehört, gelesen und erklärt bekommen habe, aber irgendwie klingt es einfacher, als es tatsächlich ist. :-)
Und da wo ich die Thermik vermutet habe, war sie leider nicht. Die Wolken waren zudem auch noch dichter geworden, sodass es am Boden wenige sonnige Flecken gab.
Bis zu dem Zeitpunkt dachte ich, das Montabaur noch recht weit weg ist, da ich der Meinung war, das Schloß müsste aus der Luft recht gut zu erkennen sein. Irgendwann entdeckte ich die Autobahn - ich suchte sie ab - der Bahnhof und das Schloß muss doch da südlich irgendwo sein...hmm nichts zu sehen, doch halt - was war das? Es war genau vor mir - Luftlinie vielleicht 2 - 3 Kilometer. Sollten wir es vielleicht doch schaffen? Das wäre ein Spaß :-)

Da war noch ein Steinbruch - der lag sogar in der Sonne - aber die Thermik war leider zu schwach, uns nochmal nach oben zu bringen. Also suchten wir uns nun doch einen Landeplatz. War es ein Zeichen, dass wir gerade über die Ortschaft "Boden" flogen? 
Da gab es neben den Friedhof eine schöne Wiese, wenn diese auch von ein paar Stromleitungen gekreuzt wurde. Leitungen aus der Luft zu sehen, ist wirklich schwierig - also die Masten gesucht und die Verbindung hergestellt. Oh - da sind ja noch kleinere Masten - wo gehen die Leitungen lang - ah paralell zur großen - oh noch ein Abzweig, aber da war kein weiterer Mast - also Platz zum Landen. Ach ja - die Windrichtung - Windanzeiger waren keine zu sehen, aber da wir die ganze Zeit mit dem Wind geflogen sind, brauchten wir eigentlich nur 180 Grad zurück. Auf dem GPS noch die Geschwindigkeit geprüft, passt und siehe da - schon standen wir auf dem Boden.

Landewiese
Es war ein toller Flug - zu zweit macht es gleich doppelt Spaß, da man auch einen größeren Bereich abdecken kann, um zu schauen, wo es hoch geht, oder wo es runter geht. 
Es ist ein tolles Gefühl, wenn man so weit oben ist und sich die Landschaft anschauen kann und dann auch Orte erkennt, aber die Perspektive ist schon gewöhnungsbedürftig. Um den Startplatz herum kennt man sich ja noch aus, vielleicht auch noch ein paar Kilometer weiter, aber dann wird es schon schwieriger. Dann versucht man Seen oder Straßen zu identifizieren um sich zu orientieren.

Hier könnt Ihr Euch meinen Flug mal ansehen. Die Krönung wäre natürlich die Landung in Montabaur gewesen, aber das bleibt eine Aufgabe fürs nächste Mal.  
Zu Hause habe ich dann festgestellt, dass wir zumindest das Industriegebiet gesehen haben, wo Peters Schule ist.


Industriegebiet Feincheswiese
So, ich hoffe, Euch hat mein kleiner Bericht gefallen und vielleicht erlebt Ihr ja auch bald mal einen längeren Flug. 
Eure Susi


PS: Zwei Dankeschöns habe ich noch: Liebe Windenfahrer - Jungs - ihr macht einen klasse Job! Danke schön. Und auch unsere Abholer Nadine und Dominic. Vielen Dank. 
Gleitschirmfliegen im Flachland ist doch irgendwie ein Teamsport ;-)





Kommentare

  1. Ich hätte mich sehr gefreut, wenn ihr es uns auf dem Platz besucht hättet.

    AntwortenLöschen

Kommentar veröffentlichen

vielen Dank für Deinen Eintrag