Ein Erlebnisbericht von Markus Grünter
Stichwort
: umlaufender Wind!

Ein
sonniger, frischer Tag auf dem Hochplateau in Oberhövels: frei nach der Devise
„früher Vogel fängt den Wurm“ trudeln schon die ersten Paraglidingschüler um 9
Uhr ein! Noch liegt ein ganz leichter Dunst über dem Tal und es tut gut, die
noch kühle Morgenluft tief einzuatmen !



„Leute,
da kommen die ersten Seile! Sind zwei Mann fertig?“ – ja, ja, ich bin fertig,
es geht los! „Der erste Flug ist immer zum Wieder-Eingewöhnen, also flieg
erstmal ganz normal, aber achte vor allem auf die Windfahne beim Landen!“ – ja,
klar, weiß ich doch! Jetzt ein Blick zur Windfahne am Startplatz, mmh,
plötzlich leichter Rückenwind „Stefan, wie ist der Wind bei dir?“ (knarz, knack)“Bei mir ist leichter Südostwind“, -
komisch, so unterschiedlich, - aber jetzt passt´s, der Rückenwind ist weg,
„Fertig!“ ---- los geht’s, „Start“!
Immer
wieder herrlich, wenn das Seil mich hochzieht, - schön, wie die Landschaft sich
vor mir ent…- aber stopp, aus dem Funkgerät tönt´s „ Hey, der haut dir nach
links ab, du musst viel früher eingreifen, nun mach schon, mehr Rechts-Steuern!
Noch mehr!“ – und sofort kippt´s mich nach rechts „Eh, das war aber zuviel Zug,
und nicht so ruckartig! Ruhig! Ruuuhig!“ Ok, ja, ich fliege einigermaßen grade
auf die Winde zu, gebe Beinzeichen und fange den Schirm ab, klinke aus und
setze mich ins Gurtzeug, fliege die erste Linkskurve. Der Blick ist
wunderschön, es ruckelt… - „Hey, nun bleib doch mal ruhig sitzen! Nicht so
Rumwacklen!“ – ach, war ich das? Oder der Wind?

Und
mit letztem Blick sehe ich, dass die Fahne gänzlich anders steht und ich doch
irgendwie sehr schnell mit – ja leider – ein wenig Rückenwind einlanden muss.
Dementsprechend haut´s mich auch „aus den Schuhen“, ich falle – es geht aber
alles gut. Verdattert richte ich mich auf und rätsele über das Vorgefallene.
„Tja, Markus, da siehst du mal, was umlaufender Wind ist!“ –
Na
toll! Zerknirscht packe ich mein Sammelsurium zusammen und stapfe zurück zum
Startplatz.
Nachdem
wir wegen des wechselnden Windes den kompletten Aufbau für den Windenschlepp
einmal umgebaut haben – wir starten jetzt an der Stelle, wo frühmorgens die
Winde stand - beobachte ich in der nächsten Stunde die anderen
Anfänger-Piloten: einem nach dem anderen verhagelt der Wind die Landung und
auch beim Schleppen brechen die Schirme immer wieder mal nach rechts oder links
aus – ich höre sogar einmal einen hinterhergerufenen Schrei von Peter (ohne
Funkgerät) :“Was machst du denn? Mann, das wäre fast ein Lock Out gewesen!“ –
Immer wieder dreht sich unser Fluglehrer zu uns am Boden Sitzenden um und
erläutert, wie und warum der Wind ständig die Richtung wechselt. Ich lerne dabei
etwas von den Besonderheiten dieses Geländes, vom Talwindes des Siegtals, vom
Lee einer hohen Baumreihe und von deutbaren Wolkenbildern. Auf einer weit
entfernten Anhöhe analysieren wir die Informationen, die uns die großen
Windstromräder geben, die sich doch tatsächlich in unterschiedlichen Richtungen
drehen! „Umlaufender Wind“ ist also tatsächlich etwas sehr Verunsicherndes und
mitunter Gefährliches, da einfach schwer einzuschätzen. Mike rätselt wegen
seiner Ruckel-Erfahrungen beim Fliegen in der Höhe, ob der umlaufende Wind dort
auch zu finden sei.


Im
Laufe des Tages haben wir die Winde noch einmal umgebaut und sind wieder von
der ursprünglichen Stelle aus gestartet. Ab etwa 16.30 Uhr legte sich der Wind
deutlich und sofort durften wir Schüler wieder fliegen. Und diesmal klappte es
viel besser! Es gab zwar einige kleine Thermikbarte, die sich positiv – oh
schön, es geht rauf! - wie negativ – ah ja, was mache ich denn jetzt mit diesem
unruhigen Flug? – bemerkbar machten, aber im Großen und Ganzen versöhnten wir
uns wieder mit uns und unserem Könnensstand, denn wir konnten die geforderten
Flugaufträge einigermaßen umsetzen. Und auch die grobe Landeeinteilung klappte
wieder!

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