Sicherheitstraining am Lac d'Annecy - das Training


So - nun wie versprochen zum Training:

Am Samstag Abend ging es los. Das Team der Flugschule, bestehend aus Christa (am Start), Jürgen (im Boot und am Funk) und Jenny (Kamera und Landeplatz), begrüßte uns herzlich und erzählte uns etwas über den Ablauf der nächsten Tage. Danach gab es leckeres Abendessen vom hauseigenen Koch Jonathan, der uns auch die nächsten Tage versorgen sollte.
Blick Richtung Norden mit Campingplatz und Trainingslandplatz


Der Sonntag begann mit Materialausgabe (Funk, Schwimmwesten). Danach ging es zur Landeplatzeinweisung in Doussard, weiter zum Startplatz und zum Einweisungsflug, um sich einen Überblick über das Gelände zu verschaffen. Der Flug war aber leider viel zu schnell vorbei und es war nun Zeit für die Theorie. Es ist wirklich gemein,  bei schönstem Wetter im Schulungszelt zu sitzen und immer wieder die fliegenden Schatten über dem Zelt zu bemerken. Aber gut, Theorie muss ja auch sein.
Irgendwann hatten wir es geschafft und einige sind noch zu einem Abendflug aufgebrochen. 
Später gab es dann wieder leckeres Essen und wir waren alle auf den nächsten Tag gespannt, an dem die ersten praktischen Übungen anstanden.

Montag früh ging es für die erste Gruppe kurz nach 8 schon los, die zweite Gruppe fuhr eine halbe Stunde später zum Start. Über Funk bekam man schon die ersten Übungen mit - erstmal einfach anfangen mit Rollen und Nicken. Okay, das geht ja noch. 
Blíck auf Trainingslandeplatz und Campingplatz
Als ich dann am Start stand, machte sich trotzdem eine gewisse Aufregung breit, aber als ich dann in der Luft war, war diese verschwunden. Während ich zu meiner "Arbeitsposition" flog, bereitete mich auf die Übung vor, nutzte aber auch die Zeit, mir noch ein bisschen die Landschaft anzusehen - der See, die Berge, die Sonne...
Dann ging es los - nicken...die Kommandos kamen über Funk und ich zog an den Steuerleinen, bis das Kommando zum lösen kam. Warten und wieder langsam anbremsen - uihhh - so schön hab ich lang nicht mehr "geschaukelt" :-)
beschleunigter Frontklapper
Danach folgte das Rollen. Dabei musste ich feststellen, dass es doch noch höher geht, als das, was ich bisher "gerollt" bin. Aber es machte Spaß und wenn man einmal den Rhythmus gefunden hatte, ging das richtig gut.
Und schon waren die ca. 800m Höhendifferenz vernichtet und ich bereitete mich auf die Landung vor. 

Der Trainingslandeplatz verschafft sich im ersten Moment ein bisschen Respekt. Eingerahmt von hohen Bäumen auf der westlichen Seite, Mobilhomes auf der südlichen Seite, Naturschutzgebiet auf der östlichen Seite und der See auf der nördlichen Seite, wirkt er recht klein, aber der Wind kommt fast immer vom See und das auch recht kräftig, sodass man eigentlich immer gut landen kann. Und wir im Westerwald kommen ja mit kleinen Landeplätzen aus. :-)
Außerdem war Jenny ja auch noch da - bei den ersten Landungen hat sie den einen oder anderen ein bisschen unterstützt.
Nun schnell wieder Schirm packen, der Bus für den nächsten Flug kommt gleich. 
beschleunigter seitlicher Klapper
Diesmal ging es um Klapper und Ohren anlegen. Es ist faszinierend, wie man  überrascht wird, wenn der Schirm nach einem Klapper wegdrehen will und das, obwohl man sich doch darauf vorbereiten kann.
Damit waren die ersten Trainingsflüge beendet und es ging zur Videoanalyse. Das ist wirklich klasse, da man sich auch noch genau an die Situation erinnern konnte. 
Abends haben wir dann gemeinsam gegrillt. 
Am nächsten Tag stand am Nachmittag der G-Force-Trainer auf dem Programm.  Vormittags wollten wir noch ein oder zwei Flüge machen, aber leider war der Wind doch zu kräftig. Spontan ging es dann schon am späten Vormittag nach Talloires, wo der Trainer steht. Ich war gespannt, was da auf mich zukommt.
Die ersten Runden musste ich mich wirklich konzentrieren, richtig im Gurtzeug zu sitzen, zu atmen, die Blickrichtung zu halten usw. 
Wir haben die Einleitung der Steilspirale geübt. Der Steuerdruck ist ein bisschen anders, als man es vom eigenen Schirm kennt, aber trotzdem kann man sich gut vorstellen, wie es in "echt" ist. Ich fand diese "Trockenübung" klasse - am nächsten Tag bei der Einleitung wusste ich, was auf mich zukommt.
G-Force-Trainer
Doch zurück zum Trainer. Langsam wurden die G-Werte höher und wir haben bei den nächsten Durchgängen dann auch die Rettung (die waren eingepackt und gesichert, damit wir sie nicht ganz öffnen) gezogen, um zu testen, wie es sich unter dieser Belastung anfühlt und ob man überhaupt den Rettergriff findet. Bei fast allen ging es problemlos. Einer hatte plötzlich den Beinstrecker in der Hand und beim anderen ging die Rettung zwar raus, aber der Beschleuniger und der Beinstrecker lösten sich nicht wie vorgesehen. Es ist interessant, was alles für Probleme auftauchen können und das unter Laborbedingungen. 
Was passiert im tatsächlichen Notfall?
Kleiner Tipp - einfach bei jedem Flug mal zum Rettergriff greifen, um sich zu verinnerlichen, wo ist der Griff. 
Zuschauer am Ufer
Dann wurde die Drehrichtung geändert und die Rettung musste nun zur Kurvenausseite gezogen werden - ging aber auch da erstaunlich gut. Diese Übung fand ich super - gut zu wissen, dass ich die Rettung gezogen bekomme, falls ich sie mal brauchen sollte.
Wer jetzt noch nicht genug hatte, konnte die G-Belastung solange steigern, bis es nicht mehr ging. Erstaunlich, was der Körper aushalten kann, wenn man die richtige Technik anwendet.
Danach ging es zurück zum Campingplatz und wer wollte, konnte noch einen Trainingsflug machen.
Und wieder war ein Tag vorbei. 

Wasserlandung
So werden die Retter getrocknet
Mittwoch und Donnerstag ging es mit Trainingsflügen und Videoanalysen weiter. Die Spiraleinleitungen und -ausleitungen wurden immer besser, bei einigen wurde auch die tatsächliche Spirale immer länger und auch das Rollen klappte besser. Die Klapper wurden auch immer größer und die Reaktion der Schirme war zum Teil wirklich überraschend. Allerdings konnte wir alle die Schirme wieder ans fliegen bringen. Keiner musste eine Wasserlandung in Kauf nehmen, nur einem ging im Landeanflug der Platz aus und er stand dann kniehoch im Wasser. Wohlgemerkt stand - also nur die Schuhe, Hosenbeine und Schirm nass. Dummerweise ging er dann noch in die Knie und so wurde das Gurtzeug inkl. Retter auch noch ein bisschen nass. Aber es trocknet ja alles wieder :-)
Während man auf den Bus wartete, konnte man auch den anderen Trainings-Gruppen zuschauen - selbst das französische Militär hat eine Truppe Gleitschirmflieger. Die Jungs machten auch ähnliche Übungen wie wir, allerdings mussten die auch die Rettung ziehen. Es gab aber auch den einen oder anderen unfreiwilligen Retterabgang. Einer versuchte, einen Verhänger zu lösen und kam dabei ins Trudeln. Er schlug aus ca. 20m Höhe im Wasser auf. Ohne Wasser wäre das sicher nicht so glimpflich ausgegangen. Ein anderer hatte beim Fullstall versehentlich den Rettergriff berührt und dabei die Rettung ausgelöst. Aber wo kann man so etwas besser üben, als über Wasser und wenn ein Rettungsboot in der Nähe ist?

Und dann war auch schon Freitag...noch 2 Flüge und dann Materialrückgabe und Feedback-Runde.
Unsere Gruppe hat ein großes Lob bezüglich starten und landen bekommen - aber da hatten wir im Westerwald ja einen guten Lehrer ;-)
Gemütliches Abschiedsgrillen
Auch haben die Übungen bei allen gut geklappt und auch die Trainigserfolge waren bei allen sichtbar. Jeder hat ein paar Tipps mit auf den Weg bekommen, wie er weitermachen kann, um das gelernte zu vertiefen.
Ich kann für mich sagen - es hat sich gelohnt, ich habe viel gelernt. 
Das Team der Flugschule war jederzeit ansprechbar, wenn man etwas wissen wollte, sei es zu den Übungen, zur Ausrüstung oder auch zum Wetter.
Apropos Wetter - wir hatten wirklich Glück - okay, 30 Grad ist schon fast zu warm, aber besser so, als wenn es nur geregnet hätte. 
Nachmittags brauten sich häufig mal ein paar Gewitter zusammen, die sich dann auch Abends über uns entluden - Wind, Regen, Blitz und Donner - aber meist war der Spuk nach 1-2 Stunden wieder vorbei und am nächsten Morgen war der Himmel wieder blau.

So, dass wars von mir. Ich hoffe, ihr hattet Spaß beim Lesen.
Bis bald und viele Grüße
Susi

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