Spannende Rodenecktour


„Na?“, schrieb meine Tante mir, nachdem ich wieder aus Italien zurück war. „Bist du gut wieder nach Hause gekommen? Die Seele muss aber wahrscheinlich erst noch nachkommen, stimmt‘s?“ Recht hatte sie. Es war eine sonnige, lehrreiche, lustige, abwechslungsreiche Woche mit bester Laune und netten Menschen und an dieser Stelle möchte ich meine Erinnerungen an diese Zeit für euch und auch für mich festhalten.

Nach meiner Ankunft  am Samstag in der Pension „Untergopprat Hof“  bekamen wir erstmal eine gründliche Geländeeinweisung  durch Peter und nutzten die Zeit am Nachmittag noch für ein wenig Groundhandling auf dem praktischerweise nur 3 Fußminuten von der Pension entfernt gelegenen Landeplatz.  Allerdings hörte ich immer wieder aus Peters Richtung das Wörtchen „Nordföhn“, kombiniert mit gerunzelter Stirn. Als Flugschüler bin ich doch noch oft mit der genauen Einschätzung der komplexen Wetterlage überfordert, aber dass „Nordföhn“ nicht die Vorhersage ist, die man für den Fliegerurlaub gerne hätte, das steht fest. Während des Abendessens verkündete Peter dann der inzwischen (fast) vollständigen Gruppe, dass für uns eben wegen des Nordföhns Rodeneck als Fluggelände vorerst nicht in Frage kommen wird, sondern wir ins 40km entfernte Sand in Taufers ausweichen werden. Das bedeutete aber auch gemeinsames Frühstück um 7 Uhr, damit wir trotz weiterer Anfahrt rechtzeitig am Startplatz sind.

Am nächsten Tag waren wir dann also zeitig in Sand in Taufers, das von hohen Bergen vor der überregionalen Föhnlage geschützt (...???) so in einem Talkessel liegt, dass dort zumindest Abgleiter möglich waren. Der Zwiebellook (5 Schichten und 2 Paar Handschuhe) erwies sich als eine gute Entscheidung, da im Tal eine dicke, kalte Luftschicht lag. (Trotzdem hatten fast alle spätestens am zweiten Tag einen ordentlichen Sonnenbrand, da es nachmittags dann doch schön warm wurde.) Nach der Geländeeinweisung fuhren wir hoch zum Startplatz und nachdem einige Freiflieger vorgeflogen waren, hieß es für die Flugschüler: Fertigmachen! Puh, ich war ein halbes Jahr nicht geflogen und bislang nur an der Winde gestartet, wollte ich wirklich an diesem steilen Hang starten? Ich guckte noch ein paarmal zu, bekam noch ein paar beruhigende Worte von Peter und fasste schließlich den Entschluss zu starten. Im Moment des Aufziehens erinnerte sich mein Körper dann doch wieder an die bekannten Bewegungsmuster und ich startete erfolgreich. Die Flugaufgabe war erstmal: umgucken, staunen, genießen! Im Tal konnte man ein kleines Schlösschen sowie die Burg Taufers sehen, über die ich später herausfand, dass sie als Vorlage für Polanskis „Tanz der Vampire“ gedient hat. Dazu noch ein tolles Bergpanorama mit schneebedeckten Gipfeln, es gab viel zu sehen! Doch bei toter Luft halten 600m Höhendifferenz nicht ewig vor und so musste ich als nächstes aus einer ziemlichen Auswahl an braungrünen Feldern den Landeplatz identifizieren. Ungewohnt an diesem Platz war, dass man im Gegensatz zum Westerwald keine Bäume für eine Höhenabschätzung zur Verfügung hatte, dafür aber enorm viel Platz nach drei Seiten, so dass die Landungen gut machbar waren (von einer Ausnahme ins benachbarte Mais-Stoppelfeld mal abgesehen). Damit war mein
 allererster Hangstart geschafft, ein super Gefühl!

Wie auch am nächsten Tag war nachmittags dann aufgrund der einsetzenden Thermik erstmal Pause für die Flugschüler und die Freiflieger nutzen die Zeit. Auch am Dienstag waren wir wieder motiviert in Sand in Taufers bereit, doch die nochmals verschärfte Föhnlage und die imposanten, teilweise dreistöckigen Föhnwolken über uns brachten uns den einzigen nicht fliegbaren Tag der Woche ein. Stattdessen beschlossen Tatjana, Martin, Werner und ich mit dem Auto eine Rundtour durch die Dolomiten zu machen. Der korrekte Begriff dafür ist übrigens, wie ich gelernt habe, „Duddeltour“, wobei der fortgeschrittene Duddler auf jeden Fall nur der Nase nach fahren sollte und immer einen ordentlichen Vorrat Kaminwurzen dabeihat! Das haben wir dann auch sehr erfolgreich getan und wurden mit grandiosen Ausblicken auf die Dolomiten und insbesondere die Marmolada, drei überfahrenen Pässen und einer Schwarzwälder-Kirschtorte in Cortina d’Ampezzo belohnt. Nur das Wort „tornante“ löst bei mir immer noch ein etwas unschönes Gefühl in der Magengegend aus…

Der Mittwoch und vor allem der Donnerstag waren dann wieder tolle Flugtage. Wir Flugschüler übten nun vormittags fleißig Rollen, Nicken, Beschleuniger treten, Ohren anlegen und den B-Stall. Die Freiflieger konnten nachmittags wunderbar das Thermikfliegen üben und drehten über uns ihre Kreise, während wir im Café neben dem Landeplatz entspannten. Freitags ließ das Wetter dann endlich zu, dass wir in Rodeneck starten konnten. Der Startplatz ist zweigeteilt in einen steileren Bereich und einen flacheren Bereich. Um auch mal das Starten an einem flachen Hang zu üben, legten die Flugschüler hier aus. Nachdem ich in Sand in Taufers nach den vier vergangenen Tagen ganz entspannt starten konnte, war das wieder eine Herausforderung, hier einen sauberen Start hinzubekommen. Aber nachdem diesmal Ralph geduldig alles erklärt hatte, stand dem auch nichts mehr im Weg. Die Landewiese war schwieriger einzuschätzen als die in Sand in Taufers, da sie leicht abschüssig ist und der Queranflug auch noch parallel zu einer Leitplanke und einem Zaun verläuft. So war ich froh über Peters Hilfe über Funk bei der ersten Landung, die dann aber gut klappte. Leider gelang einem Flugschüler die Landung aufgrund einer kleinen Fehlentscheidung nicht gut, sodass ein gebrochener Fuß die ansonsten tolle Zeit noch etwas trübte. Aber auch hier zeigten sich der super Zusammenhalt, die Betreuung und die Rücksichtnahme in der Gruppe. Gute Besserung an dieser Stelle!

Damit war die Woche im wahrsten Sinne des Wortes wie im Fluge vergangen. Vielen Dank an das Team der Flugschule für die geduldige und immer gut gelaunte Betreuung und Organisation und die Fahrgemeinschaften zum Startplatz; an die Mitflieger für das Mitfreuen über Erfolge und das entspannte Ausklingenlassen der Tage beim Landebier; an meine „Mitduddler“ für den schönen Tag;  an meinen Vater für die tollen Fotos und an Familie Scherer vom Untergopprat Hof für die Gastfreundschaft und das unglaublich leckere Essen. Das war auf jeden Fall nicht mein letzter Fliegerurlaub in Rodeneck!

Eure PIA

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