Vom Fußgänger zum Piloten - unsere Flugausbildung bei Paragliding Westerwald



Ein Rückblick auf unsere Ausbildung 2015/2016

geschrieben von Ines Gläser
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Kappe bogenförmig.... ???
Ständig ist dieser silberne Bus zu sehen, auf dem etwas von "Paragliding" steht. Auch im Sommerurlaub in Österreich ist immer wieder ein buntes Tuch am Himmel zu sehen. Schon länger geistert die Idee im Kopf herum, jetzt werden mal Nägel mit Köpfen gemacht, ein Grundkurs steht im September an, der Termin passt, also nichts wie hin.

Ab ins Gurtzeug, da liegt der Gleitschirm, oh je was mach ich bloß mit all den Leinen, und wie hieß das noch mal, Eintrittskante, oder so? Plötzlich ist es so weit, der Schirm steht tatsächlich über mir und ich darf den Hang hinab laufen. Ich darf dann den Hang auch wieder hinauf gehen. Und wieder runter und wieder rauf. Mal mehr, mal weniger unter dem Schirm. Links gehen rechts Steuern, oder umgekehrt? Und - welches links meint er? Am späten Nachmittag sind sowohl die Begeisterung als auch die Erschöpfung groß. Ich habe mehrere Kilometer zurückgelegt und bin bestimmt auch mindestens 2 m weit geflogen! Den Geruch von frischen Kuhfladen noch in der Nase und die Spuren hiervon am Pulli (ließ sich leider nicht vermeiden) war klar, den Grundkurs Teil zwei in der nächsten Woche werde ich mir nicht entgehen lassen. 
A-Gurte hochdrücken!
H i l f e e e e ....

Diesmal war die Wiese sogar etwas steiler und größer und es gab keine Kuhfladen! O.k., wenn man bäuchlings durch den frischen Morgentau schlittert, wird man klatschnass, aber das trocknet ja wieder..
Wir lernen und laufen und fliegen auch tatsächlich. Es ist ein unglaubliches Gefühl für ein paar Meter und ein paar Sekunden abzuheben und durch die Luft zu schweben. Ich glaube, an der Stelle hat der Virus zugeschlagen. (Peter sagte noch ganz am Anfang, Vorsicht, das macht süchtig! Hätten wir bloß mal auf ihn gehört!!)

Im Theorieunterricht für den Windenschlepp gibt es richtig viele neue und interessante Sachen zu lernen. Ein kleiner Zweifel besteht als ich höre, dass es an der Winde dann direkt beim ersten Mal schon auf rund 100 m hoch geht. Die Zweifel werden auch von einem ordentlichen Magengrummeln beim zuschauen begleitet. Aber die Neugier ist doch größer und schließlich hänge ich am Seil. Laut Peter herrschen traumhafte Schulungsbedingungen, o.k., wenn er das sagt... Er sagt auch, Pilot und Gerät seien Startklar, na dann..
Es geht nach oben, höher und höher. Peter ist ja per Funk bei mir. An dem Griff muss ich aber selbst ziehen, um das Seil zu lösen, das mich mit der Winde verbindet. War ja gar nicht so schwer. Wenn ich an der Steuerleine ziehe, kann ich tatsächlich eine Kurve fliegen, wow! Zwei Kurven weiter stehe ich sicher wieder am Boden und bin sprachlos, aufgedreht, voller Adrenalin, aber glücklich. Unbeschreiblich eben..
Dieses Gefühl kommt übrigens jedes Mal wieder wenn ein Rookey seinen Erstflug macht und wieder am Boden steht.

So geht das also! Das macht Spaß, das möchte ich öfter machen! Mache ich auch. Jeder Flug ist spannend, keiner wie der andere. Der Wind, die Landeeinteilung, Schäfchen von ganz oben sehen oder der Falke, der vorbei schwebt, so etwas erlebt man am Boden nicht! 
Der Grundausbildung folgt die Höhenflugausbildung, jetzt geht es schon mehrere 100 m in die Luft, das bedeutet, mehr Zeit um Kreise zu fliegen, Ohren anzulegen oder einfach mal die Gegend anzuschauen. Spazieren fliegen macht Spaß! Nicht immer klappt alles. Ein kleiner Fußmarsch, weil mein Plan von der Landung nicht aufgeht ist schon mal drin, nach dem Motto, zuerst trägt er (der Schirm) dich, dann trägst du ihn! 
Auch die Theorie Ausbildung ist alles andere als langweilig. Schon lange ist klar, das nächste Ziel ist die A-Lizenz. Für die theoretische Prüfung gab es einiges zu pauken, aber interessant ist es und man kann es beim nächsten Flug irgendwie anwenden.
Gleich bin ich da :)
Endlich ist der Winter vorbei und die Wiesen sind abgetrocknet, es geht wieder in die Luft. Immer mehr Flüge kommen zusammen. Ich bin "zum Mond" geflogen, einige "Sundowner" waren dabei und der Flug mit geschlossenen Augen: ganz ruhige Verhältnisse, ich lehne mich zurück, laß die Steuerleinen los und - genieße, das war schon ziemlich genial!!
mein erster "Sundowner"
Die praktische Prüfung schließlich an einem Freitag, den 13., wie originell. Aber das sollte wohl alles so sein. Starten, eine acht fliegen und wieder landen. Das hört sich ziemlich unspektakulär an, ist aber in einer solchen Prüfungssituation gerade genug. Aber auch machbar und das Gefühl, es geschafft zu haben, ist das größte. Diesen Tag werde ich bestimmt nicht so schnell vergessen.

Prüfung geschafft !! Wir sind glücklich :))
Tja und jetzt? Fängt das lernen erst an! Als "Mittagsflieger" darf ich auch bei Thermik starten. Juhuuu, ich bin zum ersten Mal richtig lange in der Luft und drehe Kreis um Kreis und gewinne an Höhe. Irgendwann werde ich auch mal 1 Stunde in der Luft sein, bestimmt!!!
Landung in der Kuhweide oder im Maisfeld bringen mich dann auch wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.
Aber: im Zweifel ist der Funk da und es ist sehr beruhigend zu wissen, daß jemand guckt.
Schau bitte noch lange zu, Peter!
Das bin ich und mein "Neuer"... lach
In diesem Sinne: Danke für die vielen wunderbaren Momente und die völlig neuen Eindrücke! Danke auch an (den lieben) Ralph, der im Grundkurs den Hügel unermüdlich mit uns auf und ab gelaufen ist, Toni und Marianne, Ralf und Stefan und allen anderen, die uns in die Luft gebracht haben!
... Und demnächst sehen wir uns in Rodeneck/Südtirol und probieren das alles mal an einem etwas größeren "Hügel"!!!
Auf viele schöne Stunden in der Luft und mit euch allen!!!

     Ines & Axel

Kommentare

  1. Genauso habe ich es auch gefühlt!!!

    Geiler Bericht!!

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  2. Das ist sehr schön geschrieben, genau so ist es mir auch gegangen. Es freut mich sehr das es auch mal einer auf den Punkt gebracht hat.

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vielen Dank für Deinen Eintrag